Myths & Facts: Deutsch
Behauptungen und Tatsachen: Der GolfkriegBehauptung
Behauptung Tatsache
Es stimmt, dass Israel im Irak eine ernste Gefahr für seine eigene Sicherheit sah. Diese Sorge erwies sich nach Beginn des Krieges rasch als überaus berechtigt, als der Irak 39 Scud-Raketen auf israelische Ballungsgebiete abfeuerte. Israel hat die amerikanischen Truppen nicht gebeten, seine Schlachten zu schlagen. Die israelischen Streitkräfte hielten sich bereit, ebenfalls in den Golfkrieg einzutreten, doch es kam nicht dazu, weil die USA nicht darum nachsuchten. Selbst nach der massiven Provokation durch die Scud-Raketen entsprach Israel der amerikanischen Bitte, sich nicht zu Vergeltungsschlägen verleiten zu lassen. Behauptung Tatsache Israels Zurückhaltung beruhte also auf einer wohl überlegten politischen Entscheidung in Antwort auf entsprechende amerikanische Bitten. Dennoch hat das Land das amerikanische Vorgehen in vielfältiger Weise unterstützt und indirekt dazu beigetragen, die irakischen Aggressoren zurückzutreiben. Das belegen die folgenden Punkte: o Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte waren die einzige Militärmacht im Krisengebiet, die dem Irak mit einiger Aussicht auf Erfolg die Stirn bieten konnte. Diese Tatsache, derer sich Saddam Hussein wohl bewusst war, wirkte als Abschreckung gegen die irakische Aggression. Behauptung Tatsache Die 39 irakischen Scud-Raketen richteten in Haifa und Tel Aviv großen Schaden an. Im Gebiet von Tel Aviv wurden etwa 3300 Wohnhäuser und andere Gebäude beschädigt. 1150 Personen mussten evakuiert und in Hotels untergebracht werden - eine Maßnahme, die pro Nacht 20000 Dollar kostete. Neben den unmittelbaren Kosten durch die ständige militärische Einsatzbereitschaft und die Sachschäden erlitt die israelische Wirtschaft Einbußen, weil viele Israelis wegen des Ausnahmezustands nicht zur Arbeit gehen konnten. Die Betriebe arbeiteten während des Krieges nur mit 75 Prozent ihrer normalen Kapazität, was einen Gesamtverlust von 3,2 Milliarden Dollar bedeutete.4 Die am schwersten hinzunehmenden Kosten betrafen jedoch Verluste an Menschenleben. Bei den Angriffen der Scud-Raketen starben insgesamt 74 Personen; zwei kamen bei den Angriffen selbst ums Leben, vier erstickten in den Gasmasken, die übrigen starben an Herzanfällen.5 Eine Kommission der Vereinten Nationen, die sich mit den aus dem Golfkrieg von 1991 resultierenden Wiedergutmachungsansprüchen an den Irak befasste, sprach israelischen Firmen und Einzelpersonen über 31 Millionen Dollar Wiedergutmachungszahlungen zu. Diese Entscheidung von 1999 ging auf eine Resolution des Sicherheitsrates im Jahr 1992 zurück, die den Irak verpflichtete, die Opfer des Golfkriegs zu entschädigen.6 Im Jahr 2001 sprach die Wiedergutmachungskommission der Vereinten Nationen Israel 74 Millionen Dollar als Ausgleich für die Kosten zu, die durch die Einschläge irakische Scud-Raketen im Golfkrieg entstanden waren. Damit wies die Kommission den größten Teil der israelischen Gesamtforderung in Höhe von einer Milliarde Dollar ab.7 Behauptung Tatsache Die überwiegende Mehrheit der Palästinenser machte im Übrigen kein Hehl aus ihrer Unterstützung für den Irak. Als die Scud-Raketen auf Israels Ballungszentren hinabregneten, kletterten viele von ihnen auf die Dächer und jubelten.9 Auf Grund dieser unverhohlen zur Schau getragenen pro-irakischen Haltung und weil der irakische Diktator selbst seine Sorge um die Palästinenser geäußert hatte, glaubte man in Israel im Allgemeinen nicht, dass die besetzten Gebiete angegriffen würden. Später wurden dann auch an alle Einwohner dieser Gebiete Gasmasken verteilt. Der Krieg war allerdings zu Ende, bevor alle Palästinenser Gasmasken erhalten hatten. Trotzdem kam bei den Scud-Angriffen kein einziger Palästinenser ums Leben. Behauptung Tatsache Wenige Tage später ließ Saddam verlauten, dass der Krieg mit Israel so lange zu nicht Ende sei, bis alle von Israel besetzten Gebiete sich wieder in arabischen Händen befänden. Er fügte hinzu, dass der Irak von mehreren Stellungen aus chemische Waffen gegen Israel einsetzen könne.11 Darüber hinaus machte der irakische Führer die alarmierende Aussage, dass seine Offiziere, falls Israel den Irak angriffe, die Freiheit hätten, Israel ohne Rücksprache mit ihrem Oberkommando anzugreifen. Der Oberkommandierende der irakischen Luftwaffe sagte später, er habe den Befehl zum Angriff gehabt, falls der jüdische Staat den Irak oder ein anderes arabisches Land angriffe.12 Saddams Drohung erfolgte unmittelbar nachdem herausgekommen war, dass England und die Vereinigten Staaten einen Versuch vereitelt hatten, in Amerika hergestellte Zünder für Nuklearsprengköpfe des Typs "Kryton" in den Irak zu schmuggeln.14 Der englische Geheimdienst MI6 hatte drei Jahre zuvor in einem geheimen Papier darauf hingewiesen, dass Hussein seiner Einschätzung nach alles daran setze, Nuklearwaffen zu entwickeln.15 Nachdem Saddam 1988 in Halabja chemische Waffen gegen seine eigenen kurdische Landsleute eingesetzt hatte, zweifelte kaum jemand daran, dass er Nuklearwaffen gegen Israel richten würde, wenn er die Möglichkeit dazu hätte. Die israelischen Befürchtungen wurden noch gesteigert durch Berichte, die ab Januar 1990 in der arabischen Presse zu kursieren begannen und in denen davon die Rede war, dass Jordanien und der Irak gemeinsame Truppenverbände, bestehend aus Boden-, Luft und Marineeinheiten, gebildet hätten. "Diese Regimenter bilden eine Notfalltruppe, die im Fall einer Kampfansage oder Bedrohung eines der beiden Länder durch eine fremde Macht in Aktion tritt", hieß es in einer Zeitung.16 Darüber hinaus sollen die beiden Staaten ein gemeinsames Kampfjägergeschwader gebildet haben17 - nach Aussage des jordanischen Journalisten Mu'nis al-Razzaz ein erster Schritt auf dem Weg zu einer vereinigten arabischen Armee. "Wenn wir uns nicht beeilen und eine geeinte arabische Militärmacht etablieren, werden wir den von den Vereinigten Staaten unterstützten zionistischen Bestrebungen nichts entgegensetzen können", sagte er.18 Angesichts der Geschichte der arabischen Allianzen, die stets das Vorspiel eines Angriffs gewesen waren, erachtete Israel diese Entwicklungen als höchst Besorgnis erregend. Im April 1990 beobachteten britische Zollbeamte, wie riesige Stahlrohre auf ein vom Irak gechartertes Schiff verladen wurden. Diese Röhren hielt man für Teile einer gigantischen Superkanone, mit der Bagdad mit nuklearen oder chemischen Sprengköpfen bestückte Raketen auf Israel oder den Iran hätte abschießen können.19 Der Irak bestritt zwar, dass er im Begriff war, eine solche "Superwaffe" zu bauen, doch nach dem Krieg zeigte sich, dass eine solche Waffe tatsächlich gebaut worden war.20 Zugleich fungierte der Irak als Stützpunkt für mehrere terroristische Gruppen, die Israel bedrohten, darunter die PLO und Abu Nidals Fatah-Revolutionsrat. Behauptung Tatsache
Behauptung Tatsache Der PLO-Führer Jassir Arafat spielte eine entscheidende Rolle bei der Torpedierung eines arabischen Gipfeltreffens, das in Saudi-Arabien stattfinden sollte und dessen Teilnehmer sich mit der Invasion befassen wollten. Arafat, so berichtete die New York Times, "lenkte die Aufmerksamkeit von dem geplanten Treffen ab und half mit, es scheitern zu lassen", indem er plötzlich mit einem "Friedensplan" in Ägypten auftauchte, den sich der libysche Diktator Muammar Qaddafi ausgedacht hatte.25 In der jordanischen Hauptstadt Amman kündigte ein PLO-Sprecher an, dass palästinensische Kämpfer im Jemen eingetroffen seien. "Sie sollen Selbstmordanschläge gegen die amerikanischen Truppen in Saudi-Arabien durchführen, falls die Amerikaner den Irak angreifen", erklärte er. "In Kuwait und im Irak stehen über 50000 palästinensische Kämpfer, die die irakischen Interessen verteidigen werden."27 Abdul Abbas, ein Angehöriger des Exekutivkomitees der PLO, drohte, dass "jedes amerikanische Ziel verwundbar würde", sollten die Vereinigten Staaten den Irak angreifen.28 In Jenin marschierten am 12. August 1000 Palästinenser auf und skandierten: "Unser Held Saddam, greif Israel mit chemischen Waffen an."29 Die führenden Persönlichkeiten der israelischen Friedensbewegung gaben ihrem Abscheu vor dem Verhalten der PLO Ausdruck. Man bräuchte eine Gasmaske, um den "Ekel erregenden, giftigen Gestank" der Haltung der PLO gegenüber Saddam Hussein zu ertragen, sagte Yossi Sarid.31 Ein anderer Aktivist für den Frieden, Yaron London, schrieb in einem offenen Brief an die Palästinenser in den besetzten Gebieten: "In dieser Woche habt ihr mir gezeigt, welch ein Narr ich jahrelang war. Wenn ihr mich das nächste Mal um meine Unterstützung eurer legitimen Rechte bittet, werdet ihr feststellen, dass eure Anfeuerungsrufe für Saddam meine Ohren verstopft haben."32 Als die Vereinigten Staaten anfingen, Truppen in Saudi-Arabien zusammenzuziehen, sprach Arafat von einem "neuen Kreuzzug", der "größte Gefahr und schweres Unglück für unsere arabische und islamische Nation bedeutet". Und er hielt nicht mit seiner Position in diesem Konflikt hinter dem Berg: Nach Ausbruch des Krieges bekräftige das Exekutivkomitee der PLO seine pro-irakische Haltung: "Das palästinensische Volk steht fest an der Seite des Irak." Am folgenden Tag schickte Arafat Saddam eine Botschaft, in der er den irakischen Kampf gegen die "amerikanische Diktatur" verherrlichte und den Irak als "Verteidiger der arabischen Nation, der Muslime und freien Männer auf der ganzen Welt" bezeichnete.34 Arafats Begeisterung für Hussein erlosch auch nach dem Ausgang des Krieges nicht. "Ich möchte diese Gelegenheit ergreifen, erneut zum Ausdruck zu bringen, dass wir stolz sind auf die Bande der Bruderschaft und des gemeinsamen Schicksals, das uns verbindet", sagte er im November 1991. "Wir wollen zusammen arbeiten bis zum Sieg und zur Befreiung Jerusalems."35 Behauptung Tatsache Auch an Saudi-Arabien hatten die Vereinigten Staaten in den letzten zehn Jahren Waffen und Ausrüstung im Wert von über 40 Milliarden Dollar geliefert, und trotzdem hätte auch dieses Land eine irakische Invasion nicht verhindern können - eine Erkenntnis, die König Fahd letztlich bewog, der Stationierung amerikanischer Truppen in seinem Land zuzustimmen. Keine noch so umfangreiche Militärhilfe kann die geringe zahlenmäßige Stärke der Heere in diesen Staaten wettmachen. Die Schnelligkeit, mit der der Irak Kuwait überrannte, machte darüber hinaus deutlich, wie leicht amerikanische Waffen in feindliche Hände geraten können. So erbeutete der Irak in Kuwait zum Beispiel 150 amerikanische HAWK-Flugabwehrraketen und mehrere mit Geschützen bestückte Fahrzeuge. Behauptung Tatsache Saddam ist nach wie vor eindeutig bestrebt, den Irak wieder aufzurüsten. Ein Großteil des Bestands an chemischen Waffen und Nuklearanlagen sowie Hunderte mobiler ballistischer Raketen haben den Konflikt unbeschadet überstanden, und der Irak vereitelte bisher alle Initiativen der Vereinten Nationen, sie zu zerstören. Obwohl der Irak gezwungen wurde, viele der ihm verbliebenen Scud-Raketen zu zerstören, geht man dennoch davon aus, dass ihm noch eine große Zahl geblieben ist, die verborgen gehalten werden. Hinzu kommt, dass Bagdad, wenn die Sanktionen erst einmal aufgehoben sind, innerhalb von drei bis fünf Jahren wieder nuklear aufrüsten und in nicht einmal zwei Jahren sein Arsenal an tödlichen chemischen Waffen auffüllen kann. Die Waffeninspekteure der Vereinten Nationen wurden 1998 aus dem Land gewiesen, und schon zwei Jahre später führte der Irak Tests mit ballistischen Kurzstreckenraketen durch - und zwar zur Perfektionierung eines neuen Systems, das beim Bau von Langstreckenraketen eingesetzt werden kann.36 Und nicht zuletzt bleibt die Tatsache bestehen, dass der Irak trotz seiner Annahme der UN-Resolution 687, die ihm untersagt, terroristische Organisationen von seinem Gebiet aus operieren zu lassen, weiterhin Kontakt zu verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen unterhält, die mit dem internationalen Terrorismus in Zusammenhang gebracht werden, und ihnen in seinem Land Zuflucht gewährt. |